Herr Thomas M. aus Wien, Innere Stadt, schreibt: „Sehr geehrter Herr Rohr, wenn ich Ihr Maklerunternehmen heute mit der Vermittlung des Verkaufes meiner Eigentumswohnung beauftrage, wie findet die Preisfindung statt?“
Die Antwort von Thomas Rohr:
Lieber Herr M., dies ist eine gute und vor allem immer wieder heißdiskutierte Frage.
Ich bringe es gleich auf den Punkt: Eigentlich ist es der Job des Maklers, die überzogenen Preisvorstellungen des Verkäufers mit den untertriebenen Preisvorstellungen des Käufers auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Hier wird aber „mein guter Schmäh“ nicht ausreichen, es braucht schon eine Vielzahl an Daten, auf die ich mich stützen kann (und soll).
Jede anständige Maklerfirma verfügt heute über eine entsprechende Software, die es ermöglicht, Grundbuchsdaten zu recherchieren, zu filtern und auszuwerten. So kann ich innerhalb einiger Stunden sämtliche Kaufverträge, die in der letzten Zeit – vernünftigerweise innerhalb des letzten halben Jahres oder ganzen Jahres im Umkreis von so und so viel Metern – also in vergleichbarer Lage – abgeschlossen wurden. In den meisten Fällen kann ich noch das Baujahr sehen und ob es Freiflächen wie Terrassen, Balkone oder Gärten gegeben hat.
So habe ich einmal das Werkzeug, im sogenannten Vergleichswertverfahren einen preislichen Anhaltspunkt zu liefern. Natürlich ist dies eben nur ein „Anhaltspunkt“, weil jede Wohnung ihren ureigenen Charakter hat. Es ist nicht nur die Adresse, die zählt, genauso wichtig ist die Lage im Haus, die Himmelsrichtung, der Blick. Wie ist der Zustand der Wohnung, die Qualität der Ausführung? Wie ist die Umgebung, die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz, welche Schulen und Freizeitangebote gibt es in der Umgebung? Welche Einkaufsmöglichkeiten? Wie ist der Allgemeinzustand des Hauses, gibt es anstehende Sanierungsmaßnahmen, wie hoch ist die Reparaturrücklage dotiert?
Sie sehen also, leicht ist der Job des Maklers nicht, und zwar von Anfang an nicht. Wir sind ja erst bei der Einwertung, noch nicht in der Aufbereitung und noch lange nicht im Verkauf!
Was jedoch meines Erachtens das Wichtigste ist: Erfahrung (in meinem Falle Erfahrung hoch3). Wenn Sie einmal ein paar tausend Wohnungen bewertet, gemakelt, verwaltet, gekauft oder verkauft haben, ist Ihnen nichts Menschliches mehr fremd.
Ich kenne mich mittlerweile in Wien besser aus als die meisten Taxifahrer, und das soll bitte kein Vorwurf an die Taxifahrer sein! Ich habe halt schon so viele Häuser im Laufe der letzten 35 Jahre besichtigt, dass ich meine Stadt kenne wie meine Westentasche.
Also, Herr M., wenden Sie sich vertrauensvoll an mich. Ich bin ein alter Hase, ich finde für Sie den richtigen Preis.
Als Schlusswort: Der richtige Preis ist immer an der Schmerzgrenze, sowohl für den Verkäufer wie auch für den Käufer. Beide glücklich oder beide unglücklich, dann passt es; nur wenn einer glücklich und der andere unglücklich ist, dann würde ich den Makler hinterfragen!“
Haben Sie auch Fragen rund um das Thema Immobilie? Dann schreiben Sie uns gerne - und bekommen die Antwort in einer weiteren Folge der 'Rohrpost'!