Eva W. aus Döbling schreibt: „Lieber Herr Rohr, ich verfolge Ihre diversen Kolumnen mit großem Interesse und viel Amüsement. Ist der Job des Immobilienmaklers wirklich so lustig, wie Sie es darstellen und was braucht es eigentlich, um Maklerin zu werden?“
Die Antwort von Thomas Rohr:
„Liebe Frau W., eingangs vielen Dank für die Blumen! Auch wenn ich mich nicht gerade über ein mangelndes Ego beschweren kann, Lob und Anerkennung höre ich trotzdem wahnsinnig gerne.
Aber zurück zu Ihren Fragen: Ist der Job einer Maklerin lustig? Mitnichten! Es ist leider die landläufige Meinung, dass MaklerInnen nichts tun, außer ab und an eine Wohnung aufzusperren, etwas Smalltalk führen und sich dann eine goldene Nase verdienen.
Ich habe im Laufe meiner Karriere sicherlich über hundert MaklerInnen ausgebildet und geführt. Glauben Sie mir: Das Maklergeschäft ist ein Knochenjob! Sie müssen eine Dienstleisterin durch und durch sein, dann Zeit haben, wenn auch die Kunden Zeit haben – also öfters am Abend oder auch am Wochenende – und andauernd, obwohl Sie sich „die Hacken abrennen“ und eine ordentliche Arbeit abliefern, gegen das schlechte Image der Branche und das Misstrauen, das Ihnen entgegenschlägt, ankämpfen.
Zum 2. Teil Ihrer Frage: Was ist das Rüstzeug einer Maklerin? Nun, ich bin noch ein Makler der alten Schule: Ich finde, dass es unbedingt notwendig ist, das Mietrecht und das Wohnrecht verinnerlicht zu haben, und glauben Sie mir, das ist ein weites Land. Daneben sollten Sie Talent für Psychologie haben, ein Verkaufsgenie sein, aber auch akquirieren können und bei alldem trotzdem anständig geblieben sein.
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Der Maklerjob ist in den letzten 10-15 Jahren wesentlich professionalisiert worden. Unsere Standesvertretungen haben sich die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitglieder wirklich auf ihre Fahnen geheftet und bieten tolle Leistungen an. Es gibt heute viele Ausbildungsangebote, berufsbegleitende Studien etc., von denen ich am Anfang meiner beruflichen Laufbahn nicht einmal zu träumen gewagt habe. Bitte, das ist so lange her, dass ich glaube, ich habe noch in Schwarz-weiß geträumt!
Die Verdienstmöglichkeiten sind zwar lange nicht das, was in vielleicht weniger wohlmeinenden Social-Media Kommentaren kolportiert wird, aber durchaus als anständig zu bezeichnen. Jedes anständige Maklerunternehmen bietet heutzutage selbstverständlich Fixanstellungen und ein Fixum, das auch bei Durststrecken ein würdiges Überleben ermöglicht. Ins ernsthafte Verdienen kommen Sie allerdings erst nach einiger Vorlaufzeit und unermüdlichem Arbeitseinsatz.
Wenn Sie das alles nicht abgeschreckt hat: Ich suche immer wieder gute Mitarbeiterinnen, und übrigens, das ist nicht gegendert! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass weibliche Mitarbeiterinnen, insbesondere im Wohnungssegment, besser reüssieren können. Frauen können Emotionen, und solche verkaufen wir schließlich, einfach besser rüberbringen.
In diesem Sinne: Ich freue mich nicht nur über Kommentare, sondern auch über Bewerbungen. Ich hoffe, wir sehen uns bald – auch in natura!“