ROHRPOST #27

Schlimmer geht immer (?) Thomas Rohr zur aktuellen Diskussion um Mietzinsreduktionen
von IMMOROHR - 10. Feb 2023
 IMMOROHR Immobilien GmbH

Es schreibt Frau Frau Claudia R., Hausverwalterin und Eigentümerin: „Lieber Herr Kollege, wir Vermieter sind in den letzten Jahren immer wieder abgestraft worden, Mietzinsreduktionen und/oder Deckel wurden immer wieder eingeführt oder gefordert. Wie wird es weitergehen?“

Thomas Rohr antwortet:

„Nun, liebe Frau R., als seit 38 Jahren leidgeprüfter Immobilienfachmann habe ich gelernt: Schlimmer geht immer! Aber, um nicht nur zu unken, werde ich versuchen, Ihre Frage so sachlich und fachlich wie möglich zu beantworten.

Es ist uns Immobilienleuten die letzten 25 Jahre durchgehend gut gegangen, die Preise sind kontinuierlich gestiegen. Es ist daher umgekehrt auch nicht verwunderlich, wenn wir zu den ersten gehören, die einen gewissen Gegenwind verspüren. Wir sind ihn ja auch lange nicht mehr gewöhnt gewesen!

Die Zinsen werden in diesem Jahr noch ein bis zwei Mal erhöht werden. Wer nicht den Weitblick besessen hat, rechtzeitig – wann immer auch dies war – seine Kredite zu fixieren, wird in nächster Zeit mit Geldbeschaffungskosten von um die 5% p.a. rechnen und leben müssen. 

Die Älteren unter Ihnen (zu denen ich mich natürlich auch schon zähle) werden sich nun denken: ‚So what? Ich habe auch schon 10, ja sogar 15% erlebt!‘ Ja, das haben wir, und wir haben auch überlebt.

Aber der Wechsel vom geschenkten Geld hin zum kostenden, der tut halt weh, da kracht und grammelt es im Gebälk, und ja, natürlich, ein paar von uns werden diese Schmerzen nicht überleben.

Momentan sucht alles Geld, und glauben Sie mir, davon ist genug vorhanden, nach Rendite. Dies ist durchaus verständlich und natürlich auch zu einem großen Teil den vorhin erwähnten Zinserhöhungen zu verdanken. Wenn ich heute für eine Unternehmensanleihe einer halbwegs anständigen Firma 4% bekomme, warum soll ich mir dann ein Zinshaus mit 1,5% Rendite antun?

Ich glaube aber, dass dieses Momentum derzeit etwas zu sehr gehypt wird. Eine andere superklassische Anlageform ist physisches Gold, und bei Gold gibt es keine Rendite. Da zählt nur Krisensicherheit und im besten Fall die Wertsteigerung. Ich nehme stark an, dass Immobilien dieses Schicksal langfristig teilen, nicht umsonst sprechen wir in unserer Branche vom „Betongold“.

Neben der wirtschaftlichen Entwicklung, aber mit ihr auf eine unheilvolle Weise verwoben, ja bestimmend, ist natürlich unsere Politik. Was haben wir hier zu erwarten?

Sie erinnern sich an mein Eingangs-Statement: Schlimmer geht immer?

Als gelernter Wiener und, da ich kein Politiker bin, auch nüchtern und frei heraus: Wieviele Vermieter gibt es in Wien? Ein paar tausend Zinshauseigentümer und paar zigtausende Wohnungseigentümer? Und dem gegenüber stehen wie viele Mieter? In Wien alleine deutlich über eine Million? 

Also wo wird die Reise hingehen? Und zwar völlig losgelöst von jeglicher wirtschaftlichen Überlegung, sondern aus rein populistischen Motiven!

Wir hören schon in den letzten Wochen, insbesondere in den letzten Tagen, von wirklich großen Wohnbauträgern (übrigens auch aus Deutschland), dass sie ihre Neubautätigkeit komplett einstellen. Der Hintergrund sind – zumindest in Österreich – weit über das Ziel hinausschießende Auflagen der Politik. Es soll ‚leistbares‘ Wohnen geschaffen werden. 

Jetzt frage ich Sie: Würde je ein privater Bauträger auf die Idee kommen, unleistbares Wohnen zu schaffen? Der wäre schneller konkursreif, als er bis 3 zählen könnte! Oder die umgekehrte Frage: In Wien leben ungefähr 65% aller Menschen im geförderten Wohnbau. Heißt das, dass sich 65% das Wohnen aus Eigenem nicht leisten können? Willkommen im Kommunismus!

Also, liebe Frau R., vertrauen Sie einfach Ihrem gesunden Menschenverstand, dann wird am Ende alles gut. Und ist noch nicht alles gut, dann ist es noch nicht das Ende …

Zwischenzeitlich schreiben Sie mir wie gewohnt auf meinen diversen Social-Media Accounts oder an rohr@immorohr.at. Ich wünsche Ihnen wie immer alles Liebe,

Ihr Thomas Rohr“